Liebe Frau Christmann, wie sind Sie zur Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen und zu dem Bereich Sponsoring gekommen?
Ich bin 2006 nach meinem Studium der Germanistik und Medienwissenschaften und nach langjähriger Erfahrung als Marketing- und Eventmanagerin in die Kunstsammlung gekommen, zunächst noch als Leiterin Veranstaltungen. Damals wurden bereits die Bereiche Sponsoring/Fundraising sowie Veranstaltungen zusammengelegt, da sich doch viele Synergien ermitteln ließen. Im Rahmen meiner Funktion habe ich bereits Sponsoren mitbetreut und mich grundsätzlich von jeher für die Belange außerhalb meines Bereiches interessiert und engagiert. Die Geschäftsführung 2012 zu übernehmen, das war schließlich ein logischer Schritt und bereichert mich enorm.
Worum handelt es sich bei der ArtPartner Relations GmbH eigentlich?
Die ArtPartner Relations GmbH ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der Stiftung Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Sie versteht sich als museumsinternes „Profitcenter“ – wenn man es so ausdrücken möchte – denn mit ihren Erträgen unterstützt sie neben der Eigenfinanzierung natürlich den laufenden Museumsbetrieb. Eingebettet in die Stiftung und deren Aktivitäten, vertritt sie aktiv die Bereiche Sponsoring, Wirtschaftsbeziehungen und Veranstaltungen. Sie kooperiert mit Unter- nehmen aus Wirtschaft, Industrie und Handel sowie Medien und entwickelt gemeinsam mit diesen Partnern effektive Konzepte für Kunstpartnerschaften.
Wann wurde die GmbH gegründet und wie haben sich ihre Anfänge gestaltet?
Für das Veranstaltungsmanagement der damals noch organisatorisch getrennten zwei Museen am Grabbeplatz und im Ständehaus wurde 2001 die K20K21 Veranstaltungs GmbH gegründet. Im Sommer 2006 wurde die GmbH umfirmiert und die Bereiche Sponsoring und Veranstaltungen unter dem Namen K20K21 Fundraising + Veranstaltungs GmbH zusammengelegt. Seit 2011 nennt sich die Gesellschaft ArtPartner Relations GmbH.
Wieso haben Sie eine GmbH in der Stiftung? Ist das in Museen so üblich?
Weniger, dennoch lässt sich im Austausch mit Kollegen anderer Häuser feststellen, dass dieses Geschäftsmodell für einige Häuser sinnvoll ist. Ein rechtlich abgegrenztes Profitcenter ist, je nach Rechtsform eines Hauses, eine intelligente Möglichkeit, zusätzliche Gelder zu akquirieren, die die Ausstellungen und Bildungsformate mitstützen.
Wo liegen Ihrer Meinung nach hier die Vorteile? Was kann eine eigene spezialisierte GmbH leisten, was ein Museum alleine nicht leisten kann?
Die GmbH ist eine Art „Kompetenzcenter“ – sie finanziert sich aus sich selbst heraus und hat somit die Möglichkeit, sich mit gezielter Expertise des, im positiven Sinne, „Spannungsfeldes“ zwischen Wirtschaft und Kunst anzunehmen. Oft gibt es in den Kulturhäusern Stabsstellen, die gleich mehrere Bereiche mit abdecken: Sponsoring ist dann entweder Teil des Marketings oder die Veranstaltungen sind Teile der Verwaltung. Eine profitable GmbH kann wie eine kleine interne Agentur agieren und sich konzentriert und mit größerer Personaldecke den Anforderungen zu den Themen „Sponsoring, Drittmittel und Locationmanagement“ widmen.
Besteht die Gefahr, dass die öffentliche Hand im Sponsoring eine Möglichkeit sieht, das eigene finanzielle Engagement zu verringern?
Das sehe ich nicht. Gerade weil die öffentlichen Gelder oft nicht ausreichen, um qualitätsvolle und aufwendige Ausstellungen zu finanzieren, entwickeln viele Häuser ein professionelles Sponsoringmanagement. Wenn früher Sponsoring noch als „on Top“ gesehen wurde, dann ist es heute ein wesentlicher Baustein zur Sicherstellung einer angemessenen Umsetzung eines guten Programms und guter Projekte.
Wo liegen die konkreten Aufgaben der GmbH?
Die Aufgabe der GmbH ist die Akquise und Betreuung von Sponsoren, die Drittmittelbeschaffung und die Vermietung der Locations in der Kunstsammlung sowie die Durchführung von Veranstaltungen. Bei den Veranstaltungen handelt es sich sowohl um kommerzielle als auch um Landes- und interne Veranstaltungen.
Wo liegen die Verbindungspunkte zum Museum und zur Kunst? Wie werden die Inhalte der Ausstellungen sowie des Museums kommuniziert und vermittelt?
Jede Ausstellung hat ein kuratorisches Konzept. Darüber hinaus haben wir eine inter- national geschätzte ständige Sammlung und ein umfangreiches Bildungskonzept. Dies alles bildet die Grundlage für die Sponsoringkonzepte. Wenn Sie so wollen, vermitteln die Bildung und die Wissenschaft Inhalte an uns und gemeinsam definieren wir Partner und Leistungen.
Welche Arten von Sponsoring undSponsor-Veranstaltungen werden von Ihnen angeboten?
Im Bereich Sponsoring gibt es die Möglichkeiten des Unternehmenssponsorings, des Ausstellungssponsorings und des Bildungssponsorings - auch interessierte Mäzene sind sehr willkommen. Im Bereich Veranstaltungen decken unsere drei Häuser sämtliche Eventformate ab: Von der exklusiven Sonderführung nach Museumsschließung über Vorträge und Produktpräsentationen bis hin zu großen Stehempfängen und Galaveranstaltungen.
Was machen Veranstaltungen in den Räumen des Museums besonders interessant?
Die Exklusivität, nach Museumsschluss im Museum zu feiern und natürlich die berauschende Architektur und das Wissen um die unvorstellbaren Schätze im Hause, während man ein Fest feiert. Alles das schafft eine ganz besondere, einmalige Atmosphäre.
Wieso sollte jemand ausgerechnet die Kunstsammlung sponsern?
Durch die außerordentliche Qualität der Sammlung und auch durch die internationale Strahlkraft des Hauses und natürlich dank des progressiven Bildungsprogramms ist die Marke Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen als Partner sowohl für die Imagebildung als auch für die gesellschaftliche Akzeptanz einzigartig. Ein exzellenter Partner also, um wirtschaftliche, strategische Unternehmensziele zu bereichern.
Welche Vorteile für Sponsoren ergeben sich aus dem Kunst- und Kultursponsoring?
Ein gelungenes Kunst- und Kultursponsoring trägt zu einem positiven Image für das Unternehmen bei und signalisiert Offenheit für neue Ansätze, verdeutlicht die gesellschaftliche Verantwortung des Unternehmens und sein Engagement im Bereich Corporate Social Responsibility, bietet eine attraktive „Hospitality“, eine Plattform zur Kundenpflege in einem außergewöhnlichen Umfeld und ermöglicht einen kreativen Gedankenaustausch mit Mandanten und Mitarbeitern.
Wer schmückt sich mit wem? Die Kunstsammlung mit dem Sponsor oder der Sponsor mit der Kusa?
Wir tanzen stets zu Zweit.
Wie findet man einen passenden Sponsor für eine Ausstellung?
Eine gute Recherche ist immer nötig, um Kausalzusammenhänge zu schaffen, Synergien zu finden. Dann ist eine Markenanalyse wichtig. Die Motive, die schließlich eine Entscheidung begünstigen, sind verschieden – lokale Faktoren, imagebildende Aspekte, Passionen ... alles spielt da eine Rolle.
Wir haben ja nicht nur Ausstellungssponsoren – wir haben ein breites Bildungsprogramm, angefangen von einer frühpädagogischen Einrichtung bis hin zu einer Medienwerkstatt für Jugendliche. Die Stiftung Kunstsammlung hat damit für mich dankenswerterweise einen großen Fundus an attraktiven Möglichkeiten, um eben angesprochene Verbindungen neu zu knüpfen oder an bestehende anzuknüpfen.
Sind Unternehmen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bereit, großzügig zu fördern?
Zugegeben: In schwierigen Zeiten ist es nicht einfach, große Gelder locker zu machen, und dann wieder doch. Es gibt insbesondere in NRW starke, gesunde Unternehmen, bei denen ein Teil der Unternehmensstrategie das Fördern kultureller Projekte ist. Und wir haben als Landessammlung Möglichkeiten, Leistungen und Exzellenz anzubieten, die nicht käuflich sind und einen Mehrwert schaffen – also ist es eine Win-Win-Situation – ein Geschäft – ein erfreulicherweise sehr emotionales Geschäft.
Verkauft man seine Integrität bzw. Unabhängigkeit, wenn man sich Sponsoren ins Boot holt?
Zuerst die Kunst! Und noch einmal: Nein! Der Name ArtPartner Relations bedeutet, dass wir von Beziehungen, von Partnerschaften sprechen – dieses zeichnet sich aus, indem wir das Leistungsportfolio auf die Markenziele und strategischen Vorgaben eines Unternehmens anpassen. Wir bieten Werbung, Hospitality oder auch Formate an. Die Inhalte zum Programm, die Bildungsformate - diese Kompetenz liegt in unserem Hause. Das ist auch nicht der Anspruch unserer Förderer, sich einzumischen.
Gibt es regelmäßige bzw. ständige oder jedes Mal neue Partner?
Sowohl als auch. Wir haben viele über Jahre gewachsene Partner/Sponsoren und generieren auch jedes Jahr neue. Dies gilt auch für den Veranstaltungsbereich.
Kann „jeder“ Veranstaltungen in der Kunstsammlung buchen oder muss man aus dem Kunst- bzw. Kulturbereich kommen?
Jedes Unternehmen, jede Privatperson, jeder Verein - alle sind willkommen, die Kunstsammlungshäuser K20 Grabbeplatz, K21 Ständehaus und das Schmela Haus nach Museumsschluss zu mieten, um zu feiern und zu tagen.
Wo besteht für 2014 /15 die Möglichkeit für Sponsoren, sich zu engagieren?
Wir planen natürlich verschiedene Wechselausstellungen. Insbesondere zur Quadriennale in Düsseldorf werden wir in unseren drei Häusern tolle Ausstellungen umsetzen – da informiere ich gerne persönlich.
Welche Rolle spielt die GmbH für eine gesunde und erfolgreiche Zukunft der Kunstsammlung?
Eine sehr große. Ich deutete bereits an, dass insbesondere Kulturhäuser immer mehr die zusätzliche Förderung externer Wirtschaftspartner, aber auch Donatoren sowie Drittmittel benötigen, um Qualität und ihren Bildungsauftrag erfüllen zu können. Dazu tragen wir bei. Wir haben die Kompetenz und die Sorgfalt sowie die Freude, uns um diese Beziehungen zu kümmern. Unser Stab an festen Partnerschaften, die bereits seit Jahren existieren, wächst. Da wir uns bereits in den Planungen für 2015 und 2016 befinden, schaue ich sehr positiv in die Zukunft.
SPONSORINGKONTAKT
Sandra Christmann
Geschäftsführerin ArtPartner Relations GmbH
Eine Gesellschaft der Stiftung Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen
t+49(0)211-8381-220
christmann@kunstsammlung.de
(Dieses Interview ist im Jahrbuch Kulturmarken 2014 erschienen)