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Oberbürgermeister Bamberg, Andreas Starke (c) medienreaktor

Oberbürgermeister Bamberg, Andreas Starke (c) medienreaktor

Interview

Weltkulturerbe Bamberg: Oberbürgermeister der Stadt Bamberg, Andreas Starke

Sehr geehrter Herr Starke, Bamberg hat als Kulturstadt mit den Bamberger Symphonikern,demE.T.A.-Hofmann-Theater und dem Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia viel zu bieten. Was gibt es für Pläne für die Zukunft in Sachen Kultur?

Neben diesen drei Leuchttürmen gibt es in Bamberg über 200 kulturelle Vereinigungen und Einrichtungen, die gemeinsam Jahr für Jahr für unseren überaus reich bestückten Kulturkalender sorgen. Einen gewissen Aufholbedarf gibt es sicherlich im Bereich moderne Kunst. Auch wenn der öffentliche Raum des Welterbes dank der Großplastiken-Ausstellungen des Künstlerhauses Villa Concordia am Ende mit je einem Werk von Botero, Mitoraj, Avramidis, Luginbühl, Lüpertz und Wortelkamp dauerhaft bereichert wurde.
Sicherlich verändern muss und wird sich auch die Museumslandschaft in den kommenden Jahren – wie das Beispiel Bamberger Museen am Domberg und die eigens geschaffene Stelle der Dombergkoordinatorin bereits zeigt.

Bamberg bietet mit dem Internationalen Straßen- und Kleinkunstfestival „Bamberg zaubert“ und dem „Blues- & Jazzfestival“ gleich zwei international erfolgreiche Kulturmarken. Wie können diese Veranstaltungen ohne kommunalen Zuschuss ermöglicht werden?

Beide Feste werden vom engagierten Team des Stadtmarketing Bamberg e.V. veranstaltet, von vielen Helfern ehrenamtlich unterstützt und dank zahlreicher Sponsoren finanziert. Besonders wichtig ist, dass beide Kulturveranstaltungen kostenfrei sind und so Menschen aus allen Schichten ohne Eintrittsgelder das Kulturleben unserer Stadt genießen können. Die Stadt Bamberg gewährt dem Stadtmarketing jährlich einen Zuschuss, denn unbestreitbar profitieren auch Handel, Gastronomie und Hotellerie von den vielen Tausend Besuchern während dieser beliebten Innenstadtevents.
In Bamberg wird Kultur gelebt.

Wie schaffen Sie den Spagat aus historischer Verpflichtung und modernem Anspruch gegenüber einer lebendigen Kulturlandschaft?

Kultur ist ein Lebenselixier! Kultur gehört seit Anbeginn der Menschheit zum Leben dazu. Deshalb ist eine lebendige Kulturlandschaft in einer historischen Stadt auch kein Widerspruch.

Wie spiegelt sich der Titel Weltkulturerbe in der kulturellen Landschaft ihrer Stadt wider?

Sicherlich im hohen Niveau und in der großen Vielfalt des kulturellen Angebots. Allen Kultur-Akteuren, den Hauptberuflichen wie engagierten Ehrenamtlichen, gebührt an dieser Stelle ein großes Danke- schön. Als Oberbürgermeister bin ich stolz und dankbar, dass Bambergs Bürger ihre Stadt schon immer mit Stolz gehegt, gepflegt und mit einer Energie verteidigt haben, die Menschen aus anderen Städten immer wieder in Erstaunen versetzt. Dies gilt in besonderem Maße für den Status als Weltkulturerbe, aber genauso auch für unser Selbstverständnis als Kulturstadt. Denn genau genommen ist unsere ganze Stadt ein Kunstwerk – aber keines, das im stillen Kämmerchen ein unbeachtetes Dasein fristet, sondern ein vitales und lebendiges Kunstwerk, das immer weiter vervollkommnet wird.

Welche Bedeutung hat die Kultur für die Stadt Bamberg?

Stadt ist Kultur! Das Selbstbild der Stadt Bamberg ist das einer Kulturstadt mit dem Anspruch, sich als Stadt der Künste zu verstehen und weiter zu entwickeln. Dabei geht es nicht nur um die reine Hochkultur. Wie schon erwähnt, gibt es in Bamberg eine Vielzahl von Vereinen und Gruppierungen, die für ein lebendiges Kulturleben sorgen. Und natürlich spiegelt sich die Kultur auch in der Lebensart wider, die in Bamberg besonders gepflegt wird.

Was hat Bamberg an Lebensart jenseits von Rauchbier, Basketball und Bamberger Hörnla zu bieten?

Unglaublich viel! Ich lade jeden dazu ein, es einmal selbst zu erkunden: Die kleinen verwinkelten Gassen, die Wege entlang der Lebensader Regnitz und die historische Altstadt. Unverzichtbar ist ein Besuch „auf“, denn so sagt man in Bamberg, einem der traditionsreichen Keller. Denn in Bamberg geht die Liebe im wahrsten Sinne des Wortes durch den Magen – und durch die Kehle. Nirgendwo auf der Welt gibt es eine größere Dichte von Brauereien als in Oberfranken. In Bamberg selbst sind es noch neun eigenständige Brauereien, die mehr als 50 verschiedene Biere anbieten. Und weil Bamberg im Herzen der Genussregion Oberfranken liegt, wird hier nicht nur der Durst gestillt. Auch die Zahl der Bäckereien (rund 529) und Metzgereien (714) ist gemessen an den Einwohnerzahlen einmalig hoch. Genussmenschen finden in Bamberg einfach ein wahres Paradies vor – kulinarisch und natürlich kulturell.

Vielen Dank für das Interview, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Starke.

(Dieses Interview ist im Jahrbuch Kulturmarken 2014 erschienen)

www.bamberg.info

Einwohner: 70.635 (laut Zensus 2011)

Altersstruktur der Einwohner: bis 17 Jahre: 14,5 %, 18 bis 29 Jahre: 19,3 %, 30 bis 49 Jahre: 27,4%, 50 bis 64: 18,3 %, 65 und älter: 20,5 %

Anzahl Kultur- und kreativwirtschaftliche Betriebe: rund 250 Unternehmen bzw. Selbstständige und Freiberufler; intensive Förderung und Beratung der Kreativwirtschaft durch die städtische Wirtschaftsförderung

besondere Merkmale: UNESCO-Weltkulturerbe seit 1993 (mit Insel-, Berg- und Gärtnerstadt); deutschlandweit größtes denkmalgeschütztes Stadtensemble
mit mehr als 2000 Einzeldenkmälern, „Bierstadt Bamberg“ mit 9 eigenständigen Brauereien und mehr als 50 unterschiedlichen Biersorten; „Krippenstadt Bamberg“ mit 400 Krippen an 41 Standorten (während der Weihnachtszeit) „Freak City“ (5-maliger Deutscher Meister im Basketball); Universitätsstadt

Partnerstädte: Bedford/England, Esztergom/Ungarn, Feldkirchen/Österreich, Prag /Tschechien, Rodez/Frankreich, Villach/Österreich