Carl Grouwet, Kaufmännischer Direktor und Mitglied des Vorstands und Barbara Wiench, Leiterin Marketing, Sponsoring, Mäzenat im Interview mit Causales
Dieses Interview wurde im Jahrbuch Kulturmarken 2013 veröffentlicht.
Museum Kunstpalast: Ein kulturelles Zentrum der Stadt Düsseldorf
Das von Oswald Matthias Ungers neugestaltete Museum Kunstpalast liegt im Zentrum von Düsseldorf, direkt am Rhein. Seit der Neueröffnung in 2001 hat sich das Haus mit hochkarätigen Ausstellungen wie MIRO, DALI, WARHOL, CARAVAGGIO, DÜSSELDORFER MALERSCHULE sowie EL GRECO UND DIE MODERNE einen internationalen Ruf erarbeitet. Auch die im Museum Kunstpalast beheimateten Sammlungen genießen ein weltweit hohes Ansehen. Zu nennen sind die Gemäldegalerie mit der vielbeachteten Rubens-Galerie, das Graphische Kabinett mit mehr als 80.000 Blättern, die Skulpturensammlung, die Abteilung Moderne Kunst sowie das Glasmuseum Hentrich. Mit über 10.000 Gläsern beherbergt es die umfangreichste Glassammlung Europas. Damit trägt das Museum Kunstpalast zur Bedeutung Düsseldorfs als Kunst- und Kulturstadt bei. Als erste Public-Private-Partnership im Kulturbereich ist das Museum Kunstpalast neben dem Engagement der Stifter darauf angewiesen, immer wieder neue Partner und Sponsoren zu gewinnen. Mit innovativen Ideen und einem klaren Markenauftritt.
Seit Anfang 2011 ist das Museum Kunstpalast immer wieder in den Schlagzeilen und wird oft auch als Best-Practice Beispiel im Museumsbereich angeführt. Wie haben Sie das geschafft?
Carl Grouwet: Die Aufmerksamkeit, über die wir uns sehr freuen, kann sicherlich zu einem großen Teil unserem neuen Marken- auftritt zugeschrieben werden. Auf der Basis unserer abwechslungsreichen Sammlung, der inspirierenden Wechselausstellungen und innovativen Musikreihen in unserem Konzertsaal, dem Robert-Schumann-Saal, haben wir es geschafft, ein konsequentes und der Kunst angemessenes Corporate Design zu entwickeln. Dies ist in der deutschen Museumslandschaft oft noch immer nicht der Fall und wird deswegen als Best-Practice Beispiel zitiert.
Barbara Wiench: Darüber hinaus sind es auch unsere aufmerksamkeitsstarken Marketingmaßnahmen, die begeistern, neugierig machen und junge Besucher an das Thema Kunst heranführen. So sind es doch vor allem diese Themen, über die wir bei inter- nationalen Konferenzen immer wieder berichten.
Merken Sie den Aufschwung des Museum Kunstpalast und das generelle Interesse an Ihrer Arbeit auch in anderen Bereichen?
Carl Grouwet: Selbstverständlich nehmen wir die neue Präsenz des Museums nicht nur in der Berichterstattung und auf Konferenzen wahr. Ein wichtiger Indikator sind auch die Besucherzahlen, die in der 2011 wiedereröffneten Sammlung weiter konstant sind und bei den Wechselausstellungen ansteigen. In den ersten vier Wochen ihrer Laufzeit haben beispielsweise ca. 50.000 Besucher die Ausstellung EL GRECO UND DIE MODERNE gesehen und bereits vor Ausstellungsbeginn gab es über 800 gebuchte Führungen!
Darüber hinaus entdecken immer mehr Unternehmen und Institutionen das Muse- um Kunstpalast als einen attraktiven Veranstaltungsort, der ihren Gästen ein besonderes und vor allem durch die unterschiedlichen Raummöglichkeiten abwechslungsreiches Erlebnis garantiert. Dieser erste Kontakt mit Unternehmen und Institutionen im Rahmen von Veranstaltungen führt erfreulicherweise oft auch zu weiteren Partnerschaften, was in Zeiten von knappen Mitteln besonders wichtig für das Museum ist. Auf internationaler Ebene führten unsere Strategien dazu, dass das Museum Kunstpalast als eines von drei Museen in Deutschland und eines von weltweit insgesamt 141 Sammlungen für das Google Art Project ausgewählt wurde. Somit können unsere Werke nun auch hoch aufgelöst betrachtet werden.
Das hört sich alles sehr spannend an. Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Barbara Wiench: Wir sind auf dem richtigen Weg das Museum Kunstpalast als eines der zentralen Museen in Deutschland zu etablieren. Dabei ist es uns wichtig, auch weiterhin eine Pionierrolle im Bereich Museumsmarketing zu spielen und den Markenbildungsprozess konsequent weiter voranzutreiben. Unser Ziel für die nahe Zukunft ist es, das Museum noch klarer als eine starke Marke am Markt zu positionieren. Durch die Wiedererkennbarkeit, die eine Marke schafft, durch das Qualitätsversprechen, das sie formuliert und durch das Image, das sie vermittelt, wollen wir auf lange Sicht Besucher, Mitglieder des Freundeskreises sowie Sponsoren an uns binden und neue Partnerschaften aufbauen. In diesem Sinne werden wir auch in Zukunft versuchen, uns mit einem konsequenten Markenauftritt zu differenzieren und die Aktivitäten des Museums nicht nur klassisch, sondern mit innovativen Wegen zu vermarkten.
Haben Sie hier schon konkrete Pläne?
Barbara Wiench: Unsere Ausstellungskampagnen wie KUNST BEFREIT! zur Wiedereröffnung der Sammlung oder zu der groß angelegten Ausstellung der Düsseldorfer Malerschule stehen exemplarisch für innovative Kampagnen mit Guerillaelementen. Bei der Ausstellung EL GRECO UND DIE MODERNE haben wir hingegen den Schwerpunkt auf die Themen Neue Medien und Social Marketing gesetzt. So entwickelten wir mit ca. 15 Traditionsunternehmen in Düsseldorf eine QR-Rallye im Rahmen der exklusiv für die Ausstellung konzipierten App. Mit der QR-Rallye können Menschen nicht nur das Thema „El Greco“ spielerisch und interaktiv vor dem Ausstellungsbesuch entdecken, sondern auch die schöne Stadt Düsseldorf näher kennenlernen. Darüber hinaus wagten wir ein Experiment und suchten erstmals 12 Bildpaten für Werke des Altmeisters El Greco, die ihre Patenbilder auf Facebook repräsentieren und mit spannenden Postings weitere Menschen für das Thema begeistern. Dafür boten wir den Bildpaten einmalige Blicke hinter die Kulissen der Museumsarbeit. Im Gegenzug bedankten sie sich mit hunderten von Postings, Blogs und Tweets.
Als Kulturinstitution sind wir im Besitz eines wertvollen Schatzes: Wir hüten relevante Inhalte. Die Menschen wirklich daran teilhaben zu lassen, führt zu echter Identifikation und macht sie zu aktiven Botschaftern.
Vielen Dank für das Interview, Herr Grouwet und Frau Wiench.
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