Das WorldWideWeb ist das ortlose Centré Pompidou des 21. Jahrhunderts bzw. 3. Jahrtausends. Und wir kommen immer alle rein. Always online.
Das Centré Pompidou ist nicht nur das Museum für Moderne Kunst des 20. Jahrhunderts, sondern beherbergt ebenso eine große öffentliche Bibliothek, Kinos, Theater, Werkstätten, Forschungsplätze ...
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Centre_Georges_Pompidou)
So wie die Architekten Renzo Piano, Richard Rogers und Gianfranco Franchini wichtige Versorgungsleitungen und Funktionen sichtbar nach außen legten und das Gebäude als Wissensfabrik erbauten, so sollten wir heute unsere Websites als Werkzeug der Kommunikation d.h. der Wissensvermittlung verstehen und nutzen. Die Aufgabe einer Website ist heute nicht mehr ausschließlich die Präsentation eines Unternehmens oder einer Kultureinrichtung. Seit den Anfängen des WorldWideWeb, nennen wir es „Web 1.0“, als die Websites noch die analoge Welt der Printmedien oder auch des Films zu imitieren suchten, haben sich die Websites emanzipiert und neue Formen der Kommunikation kreiert. Hier ging es um die Entdeckung neuer Wege der Kommunikation unter Einbeziehung neuer Nutzergruppen. Das „Web 2.0“ war geboren.
Produktionsmittel in eigener Hand
„Web 2.0“ heißt nicht, dass es sich hier um ein völlig neues WorldWideWeb handelt, vielmehr bezeichnet es einen neuen, souveränen Umgang mit den Möglichkeiten, die das Internet heute bietet. Es markiert den Übergang vom einfachen Konsumieren im „Web 1.0“ hin zu den unterschiedlichsten Formen des „Mitmach-Webs“ in Gestalt komplexer Communitys, Weblogs oder Portalsites. Schon vor „Web 1.0“ gab es im freien Internet lebendige Bereiche, die von der aktiven Gestaltung ihrer Teilnehmer lebten, wie z.B. Mailing Lists oder Foren. „Web 2.0“ erinnert sich an diese Ursprünge des Internets, neue Kommunikation mit Hilfe eines Netzwerkes zu ermöglichen. Dabei greift „Web 2.0“ weitgehend auf erprobte Techniken zurück, entwickelt diese aber weiter.
Ziel ist dabei, die Zugänglichkeit sowohl für den Produzenten von Inhalten als auch für den Konsumenten bzw. Nutzer des Angebotes zu verbessern. Damit einhergehend emanzipieren sich Konsumenten zu Nutzern und Nutzer zu Produzenten. Man spricht hierbei auch vom „neuen Webverständnis“ im Umgang mit dem neuen Medium.
Produzenten von Inhalten benötigen Werkzeuge. Werkzeug zur Arbeit im Internet sind sogenannte Content-Management-Systeme, abgekürzt „CMS“. In einem „CMS“ sind Inhalte, Dateistruktur und Design voneinander getrennt und werden mit Hilfe einer Software zusammengeführt und im Webbrowser angezeigt. Der Webbrowser dient aber nicht nur zur Anzeige der so erzeugten Internetseiten, dort werden auch neue Inhalte erstellt; dort ist die Werkstatt des Web-Produzenten.
Leitidee des vorgenannten „neuen Web-Verständnisses“ ist der verstärkte direkte und unkomplizierte Austausch von Wissen, d.h. zum Beispiel das gemeinschaftliche Erarbeiten von Enzyklopädien in Form sogenannter Wikis. Die technische Voraussetzung ist hier MediaWiki, ein CMS, das die Möglichkeit für die Öffentlichkeit bietet, schnell (hawaiianisch wiki) via Internetbrowser Artikel zu einem bestimmten Thema zu veröffentlichen. Dies ist das ursprüngliche CMS, von hier aus konnte man weitere Ausformungen eines Content-Management-Systems entwickeln und so für das jeweilige Aufgabenfeld optimieren. Im für uns relevanten Bereich der Medien spricht man auch von Redaktionssystemen.
Beispiele hierfür sind:
1. Ein Weblog, als ein im Internet geführtes, kalendarisches Tagebuch mit reglementierten Zugang für Redakteure sowie freier Kommentarmöglichkeit der Besucher.
2. Als Portal geführt, wird eine Startseite mit geteaserten Texten zu den Langtexten entwickelt. Auch beim Portal gibt es den öffentlich zugänglichen Bereich sowie passwortgeschützten Zugang für Redakteure, die veröffentlichen dürfen. Diese Benutzerverwaltung kann auf Teilbereiche der Website soweit moduliert werden, bis hin zur Einrichtung eines komplexen Workflows, um die gesamte Unternehmensstruktur abzubilden.
3. Eine Community-Site erhebt die Idee der Bildung einer Interessengruppe zum Leitgedanken einer Website. Hier bietet das CMS den Usern nach Anmeldung mit Nutzernamen und Passwort zusätzliche Angebote. Neue Interessenten werden direkt über die Website akquiriert.
4. Ein Online-Shop ist auch ein CMS. Kleinere Shops können innerhalb der Website eingerichtet werden.
Diese Beispiele für auf den Anwender zugeschnittene Redaktionssysteme werden durch ihren modularen Aufbau möglich. So kann bei kleineren Budgets mit der Basisversion eines CMS begonnen werden, um dann entsprechend dem wachsenden Bedarf an zusätzlichen Features oder Ressourcen neue Module oder Erweiterungen hinzufügen zu können. Es gibt auf dem Markt eine große Anzahl frei erhältlicher Content-Management-Systeme als so genannte Open-Source-Software. Als Beispiele weit verbreiteter Systeme seien hier „Joomla!“ und „Typo3“ genannt, die beide schon auf eine jahrelange Geschichte zurückblicken können und weltweit gute Dienste leisten. Mit ihnen lassen sich vielfältige Aufgabenstellungen lösen. Dazu gehört auch die gute Auffindbarkeit der Website im Internet. Schon beim Veröffentlichen eines Beitrages kann der Redakteur zusätzliche Angaben zum Inhalt durch sogenannte „Tags“ eingeben und so für die Einordnung des Artikels in einen größeren Zusammenhang sorgen. Auf diese Angaben greifen Suchmaschinen zurück.
Und somit befinden wir uns schon auf direktem Wege zum „Web 3.0“, dem semantischen Web. Dort soll es dann endlich den Suchmaschinen gelingen, Inhalte nach ihrer tatsächlichen Bedeutung, also intelligent zu ordnen und nicht nur nach bloßer Existenz und Häufung bestimmter Suchwörter ohne inhaltliche Gewichtung. Dies wird die Zukunft des Internet als „Wissensfabrik für alle“ bestimmen.