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Christoph Amend, Weltkunst

Christoph Amend, Weltkunst

Interview

Christoph Amend, Herausgeber der WELTKUNST, im Interview mit Causales

Aus Liebe zur Kunst

 

Dieses Interview wurde im Jahrbuch Kulturmarken 2013 veröffentlicht.


Sehr geehrter Herr Amend, bitte beschreiben Sie als Herausgeber der WELTKUNST Ihr Magazin für diejenigen, die es bisher versäumt haben, sich eine Ausgabe zu kaufen.

Die WELTKUNST ist Deutschlands traditionsreichstes Kunstmagazin, gegründet 1930 in Berlin – und es ist das wichtigste Magazin für den Kunstmarkt. Deswegen wird es von Sammlern, Künstlern, Händlern, Kuratoren, kurz: von den Entscheidern der Kunstwelt gelesen. Wer wirklich wissen will, was diese Welt bewegt, dem kann ich die WELTKUNST nur empfehlen.

Worin unterscheidet sich die WELTKUNST von anderen Kunstmagazinen?

Das breite Spektrum. Die WELTKUNST zeigt die schönsten Seiten aller Kunstepochen, von der Antike bis zur Gegenwart. Ein Bei- spiel: Wenn andere sich darin überbieten, vorab die möglichst vollständige Künstlerliste der Documenta zu veröffentlichen, zeigt die WELTKUNST in einer opulenten Strecke, dass in Kassel viel mehr zu sehen ist: antike Skulpturen, kostbarer Schmuck und Gemälde, unter anderem zwölf Rembrandts. Unsere Überschrift: „Die ewige Documenta“.

Sie haben gerade sowohl eine Renovierung des Magazins als auch der Verlagsräume vollzogen. Der Umzug von München zum früheren Gründungsort Berlin ist in Anwesenheit zahlreicher Gäste gefeiert worden. Was erhoffen Sie sich von dem neuen Standort?

Berlin ist ein besonderer Anziehungspunkt für die nationale und internationale Kunstwelt, das macht die Stadt so spannend für die Redaktion. Jeder, ob aus der Kunst oder der Welt der Mode, des Designs, ist regelmäßig in Berlin, auch wenn er nicht hier wohnt. Das ist ein Traum für jeden Journalisten. Aber wir verwechseln Berlin nicht mit Deutschland. Was wäre die Kunstszene hierzulande ohne das Rheinland? Und ohne München? Deshalb widmen wir der Hauptstadt Bayerns in diesem Herbst ein ganzes Sonderheft.

Die WELTKUNST erscheint auch seit dem Frühjahr 2012 in einem vollkommen neu- en Design, das aus der Feder des renommierten deutschen Art-Direktors Mirko Borsche stammt, und es hält auch inhaltliche Neuerungen für Ihre Leser bereit. Was sind die wesentlichen gestalterischen und redaktionellen Veränderungen?

Wir haben der WELTKUNST ein klassisches Design und eine klare Struktur gegeben. Im Hefteinstieg finden Sie unterhaltsame und kompetente Kolumnen und Rubriken, wie etwa die Marktanalyse von Susanne Schreiber vom „Handelsblatt“ oder das Interview „Was haben Sie gesehen?“, das ich jeden Monat mit dem wohl weltweit einflussreichsten Kurator Hans-Ulrich Obrist führe. Es folgt der opulente Mittelteil mit großen Porträts, Reportagen, Bildstrecken. Das Heft schließt mit der „Agenda“, die alle wichtigen Termine und Nachrichten des Monats bündelt.

Das sind viele Innovationen auf einen Streich. Wie lautet das Feedback Ihrer Leser?

Von unseren Stammlesern hören wir, dass sie sich freuen, wie ihr Magazin behutsam modernisiert wird, ohne seine DNA zu verraten. Und neue Leser sagen uns, dass man unser Motto „Aus Liebe zur Kunst“ auf jeder Seite spüre – die Emotionalität der Kunst darzustellen, gehört zur WELTKUNST ebenso wie die Analyse.

Mit welchen Partnern kooperieren Sie und was wollen Sie für die WELTKUNST damit erreichen?

Wir kooperieren mit Museen und Galerien, unterstützen sie bei ihren Projekten. Neben der Kunst interessieren sich die Leser der WELTKUNST auch für andere schöne Dinge wie Mode, Uhren, Schmuck und Design. Für sie schreibt Tillmann Prüfer, der Style Director des ZEITmagazins, jeden Monat in seiner Kolumne „Die Hand des Meisters“ über besondere Handwerkskunst. Marken wie Louis Vuitton, Hermès, Vacheron Constantin, Dom Pérignon sowie BMW und Audi zählen zu den Anzeigenkunden der WELTKUNST.

In der neuen Rubrik „Wenn wir drei Wünsche frei hätten“ stellen Sie der Leserschaft Kunst unter einem Kaufpreis von 10.000 Euro vor. Darüber hinaus kündigen Sie auch Auktionen und Messen an. Versteht sich die WELTKUNST als Kulturförderer?

Dieses neue Format ist einer meiner Lieblingsrubriken. Gleichermaßen kompetent und spielerisch stellt die Redaktion drei Kunstwerke vor, die im Monat der jeweiligen Ausgabe zu kaufen sind, zu Einstiegspreisen für Sammler und für solche, die es werden wollen. Auktionen und Messen sind zentrales Thema für uns. Warum? Weil unsere Leser sammeln oder handeln und oft sogar beides.

Wie sehen die jungen Kunstsammler von heute aus und wie unterscheiden sie sich von der vorigen Kunstsammlergeneration?

Die nächste Generation von Sammlern ist oft nicht ganz so festgelegt auf ein Gebiet, ihre Interessen sind vielfältig, eklektizistischer. So verstehen wir übrigens auch die WELTKUNST: wie eine schöne Altbauwohnung, in der ein Alter Meister auf wunderbare Weise neben einem Bücherregal des Designers Dieter Rams hängen kann.

Wie beurteilen Sie die Lage der öffentlichen Museen bezogen auf den Kunsthandel? Haben Museen überhaupt noch eine Chance ihrem Publikum spannende Ausstellungen zu präsentieren, ohne von privaten Sammlungen stark abhängig zu sein?

Ein spannendes Feld, und besonders im Bereich der zeitgenössischen Kunst auch ein Spannungsfeld, aber ich glaube, dass wir beides brauchen: Museen, die sich ihrer Stärken und Sammlungen bewusst sind und sie selbstbewusst zeigen. Und Sammler, die sich engagieren. Das Publikum ist dann allen dankbar.

Wir haben noch drei persönliche Fragen. Wie sind Sie zur Kunst gekommen? Gehören Sie zu den Menschen, die mit Kunst aufgewachsen sind?

Mich haben Museumsbesuche mit meinen Eltern genauso geprägt wie die Swatch von Keith Haring. Ich bin Jahrgang 1974, und da wohl ein typisches Kind meiner Generation, geprägt von der Popkultur der achtziger Jahre über den Boom der zeitgenössischen Kunst in den neunziger und nuller Jahren entdecke ich seit einiger Zeit besonders intensiv die alte Kunst, etwa aus dem 19. Jahrhundert.

Sind Sie Kunstsammler und verraten Sie uns Ihr Lieblingskunstwerk?

Ich besitze einige Arbeiten von zeitgenössischen Fotografen. Das eine Lieblingskunstwerk habe ich nicht, auch mein persönliches Spektrum ist breit: von Caravaggio und Dürer bis zu Demand und Eggleston.

Welche privaten Sammlungen und öffentlichen Ausstellungen haben Sie in letzter Zeit besonders beeindruckt?

Anfang des Jahres in München, „Dürer – Cranach – Holbein“. Die Ausstellung hatte den treffenden Untertitel „Die Entdeckung des Menschen“. Ich habe in der Hypo-Kunsthalle den ganzen Nachmittag verbracht, obwohl ich eigentlich nicht viel Zeit hatte. Ich war so fasziniert von der Modernität der Arbeiten, dass ich beinahe meinen Flug nach Berlin verpasst hätte.

Vielen Dank für das Interview, Herr Amend.


WELTKUNST

Gründung: 1930 in Berlin
Verlag: ZEIT Kunstverlag GmbH & Co. KG
Chefredaktion: Lisa Zeitz
Herausgeber: Christoph Amend, Dr. Gloria Ehret
Druckauflage: 15.000
Ausgaben pro Jahr: 12 plus zwei Sonderausgaben
Heftpreis: 11,80 Euro

www.weltkunst.de

Christoph Amend

Jahrgang: 1974
Ausbildung:
_Anglistik und Politische Wissenschaften in Gießen
Berufweg:
_ab 1996 stellv. Redaktionsleiter für „jetzt“, dem Jugendmagazin der Süddeutschen Zeitung
_1999 Redakteur für besondere Aufgaben beim Tagesspiegel in Berlin
_ab 2001 Ressortleiter der Sonntagsbeilage im Tagesspiegel
_ab 2004 Ressortleiter Leben, DIE ZEIT
_seit 2007 Chef ZEITmagazin
_seit 2011 Herausgeber WELTKUNST