Wer in Kultur investiert, bringt einen Kreislauf in Gang, aus dem nicht nur Kultur und Gesellschaft positiven Nutzen ziehen – auch der Investor selbst profitiert davon. Die Investition ist dabei im engsten Sinne als Austauschprozess zwischen einer Kulturinstitution und einem privaten oder öffentlichen Förderer zu verstehen. Neben den klassischen Wegen über monetäre Mittel und Sachleistungen kann die Unterstützung des Kulturanbieters auch in Form von Dienstleistungen erfolgen.
Was der Investor im Umkehrschluss an Rendite erhält, ist abhängig von dessen Zielsetzung: Unternehmen wie Privatpersonen kommt der positive Imagetransfer zugute, den die geförderten, sinnvoll ausgewählten Kulturprojekte und –institutionen über die Kommunikation des Investoren-Engagements in der Öffentlichkeit anstoßen. Indem Förderer ihre gesellschaftliche Verantwortung bewusst anerkennen und wahrnehmen, setzen sie sich bei (potenziellen) Kunden in positiver Weise von Konkurrenten ab.
Für Förderer von öffentlicher Seite dagegen stehen derartige unmittelbare Wirkungsaspekte weniger im Vordergrund – Bund, Länder und Gemeinden verfolgen Kulturförderung schließlich unter uneigennützigen Gesichtspunkten. Parteien und einzelne politische Träger allerdings können die Unterstützung von Kultur als Instrument der Eigenpositionierung und Selbstdefinition nutzen. Zusätzlich wird ein Zuwachs an Popularität generiert, der sich im Kreis der Wähler vorteilhaft niederschlagen kann.
Über die eher unmittelbaren Wechselwirkungen zwischen Kulturanbietern und Investoren hinaus bedingen Kulturinvestments auch weitaus komplexere und weiter reichende Auswirkungen: Ein reichhaltiges Kulturangebot als Folge von Investitionen wirkt sich in vielfältiger Weise auf den Standort einschließlich der dort lebenden Bevölkerung aus.
Zunächst kommt kultureller Bildung in Form einer aktiven wie passiven Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur eine tragende Rolle als unerlässlicher Bestandteil einer umfassenden Allgemeinbildung zu. Aufgrund der anregenden Wirkung der Auseinandersetzung mit Kultur gestaltet sich eine Gesellschaft, die auf ein großes Kulturangebot zurückgreifen kann, kreativer, aufgeschlossener und zufriedener.
Neben der Bildungskomponente ist ein wichtiger Aspekt kultureller Mannigfaltigkeit der daraus entstehende Freizeitwert, der die Lebensqualität eines Standortes erhöht. Das vorhandene Freizeit- und Kulturangebot einer Region ist ein Index für die Lebensqualität. Steigt folglich das kulturelle Angebot, erhöht sich auch die Lebensqualität für die Bewohner; eine Region bzw. Stadt wird als Lebensmittelpunkt attraktiver und zieht dementsprechend eine wachsende, heterogene Bevölkerung an.
Nicht zu unterschätzen ist weiterhin die identitätsstiftende Funktion, die Kultur für die Gesellschaft einnehmen kann. RUHR.2010 nutzt genau diesen identitätsbegründenden Effekt: Zahlreiche Kunstprojekte verbinden die 53 Städte des Ruhrgebiets zu einer Kulturmetropole, die als solche geschlossen, mit einer gemeinsamen Identität auftritt.
Eine reflektierte und oft auch kritische Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur ist nicht nur elementarer Bestandteil der Selbstdefinition einer Region und der einzelnen Menschen dort; sie regt zugleich an, sich darüber hinaus mit sozialen, ökonomischen und gesellschaftskritischen Themen auseinanderzusetzen und sich zu positionieren – was wiederum in fruchtbarer Weise auf die Gesellschaft zurückfällt. Auch zur Stärkung des Profils einer Region in der Wahrnehmung durch Außenstehende trägt ein attraktives und definiertes Kulturangebot bei.
Eine kulturell und wirtschaftlich florierende Region ist für Investoren auch insofern interessant als damit gleichzeitig günstigere Rahmenbedingungen und eine besser entwickelte Infrastruktur zur Verfügung stehen. Das kreative Potenzial eines Standortes erhöht die Attraktivität für qualifizierte und kompetente Arbeitskräfte im Speziellen und gebildete und kreative Bürger im Allgemeinen. Mit den durch jene eingebrachten Fähigkeiten und Qualifikationen steigt wiederum der „immaterielle Wert“ einer Region.
Ein attraktiver Standort, der Anziehungspunkt für Anwohner wie Touristen ist, kann außerdem Nutzen aus dem dortigen Konsum – an Produkten wie Dienstleistungen – ziehen und hierdurch eine Stärkung der ansässigen Wirtschaft erfahren.
Eindeutig ist, dass der Nutzen von Kulturinvestments vielschichtig und mehrdimensional ist. Auch wenn der erste und unmittelbare Blick nicht gleich diese Vielfältigkeit aufdeckt, ist der Mehrwert, der durch Investments in die Kultur entsteht groß und unentbehrlich.