Aus aktuellem Anlass informierte der Kulturkreis am Montag, den 23. März 2009 in einem Pressegespräch über unternehmerische Kulturförderung in Krisenzeiten. Als Ansprechpartner standen zur Verfügung: Dr. Stephan Frucht (Geschäftsführer des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft) sowie Birgit Jammes (Sponsoringbeauftragte der GASAG Berliner Gaswerke AG) und Anja Kraus (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des GRIPS Theaters Berlin – ein Kulturpartner der GASAG).
Über seinen Arbeitskreis Kultursponsoring (AKS) hatte der Kulturkreis zuletzt am 4. März 2009 den Ausschuss für Kultur und Medien des Deutschen Bundestags in einer öffentlichen Anhörung über die „Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise für die Kultur in Deutschland“ insbesondere hinsichtlich des Sponsorings informiert. Dazu Michel Roßnagl (Vorstandssprecher des AKS): „Es steht zu befürchten, dass langfristig sowohl der privatwirtschaftliche als auch der öffentlich finanzierte Bereich betroffen sein werden. Derzeitige immense Vorfinanzierungen, die im Rahmen der Konjunkturpakete vorgesehen sind, müssen schließlich auf lange Sicht von den Ländern und Kommunen refinanziert werden, was unvermeidlich zu Kürzungen in den Etats führen wird.“
Positionen des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft zur unternehmerischen Kulturförderung in Krisenzeiten:
Im Zuge einer allgemeinen Rezession müssen derzeit auch einige Unternehmen ihr kulturelles Engagement einschränken. Dies betrifft jedoch nur in seltenen Fällen bereits bestehende Partnerschaften, zumal eine glaubwürdige und sinnvolle Förderung am Standort nur mit längerfristigem und nachhaltigem Engagement möglich ist.
Die unternehmensstrategische Relevanz des jeweiligen Engagements wird in Krisenzeiten besonders auf dem Prüfstand stehen. Dabei steigt voraussichtlich der Legitimationsdruck insbesondere bei börsennotierten Firmen; d. h. freigiebiges Mäzenatentum wird in diesem Zusammenhang zurückgehen, da jegliches Investment, darunter auch das in die Kultur, stärker auf seinen Nutzen für das Unternehmen hin überprüft werden wird. Die Effekte auf das reine Sponsoring hingegen lassen sich nur äußerst schwer kalkulieren, da differenzierbare Marketinginstrumente – und das Sponsoring gehört ohne Zweifel dazu – gerade auch in Krisenzeiten durchaus gefragt sein können.
Die Auswirkungen der Finanzkrise werden entsprechend im Kulturbereich voraussichtlich erst nach einer gewissen Dauer zu spüren sein. Bei der Beobachtung der zukünftigen Entwicklung sollte jedoch auch folgendes berücksichtigt werden: Viele Unternehmen fördern längerfristig; dies geschieht zugunsten der Planungssicherheit des Partners – aber auch, um ein kulturelles Projekt zu ermöglichen und aufzubauen. Ist dieses einmal etabliert, können sich einzelne Partner auch zurückziehen. Nur so lassen sich Kapazitäten für weitere Projekte eröffnen. Beendigungen von Engagements sind also natürlicher Teil der Fluktuation und gehören zum System.
Absehbar ist schon jetzt, dass privatrechtliche, kapitalgestützte Stiftungen schon allein durch die sinkenden Zinssätze und geringere Dividenden in Mitleidenschaft gezogen werden. Sie werden daher ihr Engagement quantitativ den veränderten finanziellen Möglichkeiten anpassen müssen.
Dazu der Geschäftsführer des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft, Dr. Stephan Frucht:
„Ja, wir haben eine Finanz- und Wirtschaftskrise. Aber: Wir haben noch keine Kulturkrise. Der Grundsatz „Pacta sunt servanda“ ist selbst in Krisenzeiten ein beständiges Prinzip. Allerdings könnte zukünftig die Gewinnung von Förderern für neue Kulturprojekte durch die angespannte Finanzlage erschwert werden. Ein weiterer Grundsatz gilt in Krisenzeiten genauso wie in konjunkturell starken Zeiten: Unternehmen wollen fördern. Sie wollen aber nicht dort einspringen, wo sich die öffentliche Hand zurückzieht.“
Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e.V.
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